Weißmohn - Papaver somniferum L.

Weißmohn

Synonyme: Schlafmohn

Wissenschaftlicher Name: Papaver somniferum L.

Familie: Papaveraceae (Mohngewächse)


Heimat

Mittel- und Südeuropa sowie Kleinasien.



Inhaltsstoffe

In den Samen: 40 bis 55 Prozent Öl mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren.



Beschreibung

Mohn kennen wir meistens als zarten roten Farbtupfer im sommerlichen Blütenmeer. Früher säumte er die Getreidefelder zusammen mit Kornblumen – wegen der intensiven Landwirtschaft heute ein seltenes Bild. Der verwandte Weißmohn sieht überraschend anders aus. In der Blütezeit im Juni oder Juli verwandeln sich Weißmohnfelder in rosafarbene Blütenmeere. Kurz bevor eine Blütenknospe des einjährigen Weißmohns aufspringt, senkt sie sich gen Boden und richtet sich beim Entfalten der Blütenblättern wieder auf. Dabei ist es ein wahres Wunder, wie sich aus den verknittert in der Kapsel liegenden Blütenblättern seidig glatte, filigrane Schönheiten entfalten, die leicht im Wind spielend gen Himmel offen sind. Etwa drei Wochen lang steht der bis zu einem Meter hoch wachsende Weißmohn so in voller Blüte.

Im August sind die ölreichen Samen in den so genannten Kapseln ausgereift. Die Krone der Kapsel bleibt im Unterschied zu anderen Mohnsorten dabei geschlossen, Weißmohn gehört deshalb zu den so genannten Schließmohnsorten. Weil in ihrer Samenschale Pigmente fehlen, sind die Samen übrigens weißlich und geben damit dem Weißmohn seinen Namen.



Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name Papaver, der das Wort pap = aufblasen beinhaltet, beschreibt trefflich die Form der reifen Samenkapseln. Der Namenszusatz somniferum von lateinisch „somnifer“ bedeutet „einschläfernd“. Das Wort Mohn wiederum bezieht sich auf Mekone. In der antiken griechischen Stadt Mekone, die auch unter dem Namen Sikyon bekannt ist, soll die griechische Muttergöttin Demeter den Mohn entdeckt haben. Wenn wir über die Geschichte des Weißmohns sprechen, geht es erst einmal um Schlafmohn, aus dem als Zuchtform der Weißmohn entstanden ist, ebenso wie Grau- und Schwarzmohn, die graue beziehungsweise bläulich-schwarze Samen entwickeln. Der uns vertraute Mohnkuchen enthält in der Regel Saaten des Schwarzmohns.

Die Verwendung des Schlafmohns lässt sich bis zurück in die Jungsteinzeit (ab ca. 4.800 v.Chr.) nachweisen. Zum Beispiel fand man Mohnkapseln bei den Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee. Erste schriftliche Hinweise auf Mohnkulturen finden sich auf sumerischen Tontafeln aus der Zeit um 3.400 v.Chr. Die medizinische Verwendung des Mohns als schmerzstillende Heilpflanze ist bereits seit 3.000 v.Chr. aus der mesopotamischen Stadt Ninive im heutigen Irak bekannt.

Auch die Griechen und Römer nutzten Schlafmohn hauptsächlich als Schlaf- und Betäubungsmittel. Wegen seiner ölhaltigen Samen kultivierten die Griechen ihn vermutlich seit etwa 850 v.Chr. auch als Nahrungsmittel. Mit Honig vermischt ergaben die Samen eine kraftspendende Mahlzeit. Mohnöl hingegen fand lange Zeit als Lampenöl Verwendung. Afyon in der Türkei war das kleinasiatische Zentrum des Mohnanbaus. Bis heute heißt Mohn bzw. Opium auf Türkisch Afyon. In den fernen Osten gelangte der Schlafmohn erst im Mittelalter. Vom griechischen Dichter Theokrit (um 270 v.Chr.) stammt der Mythos, dass der Mohn aus den Tränen der Aphrodite entsprungen sei, als sie um ihren verstorbenen jungen Geliebten Adonis trauerte. Ebenso erzählt Theokrit vom Mohn als der Blume der Träume und Sinnbild von Morpheus, dem Gott der Träume. Weitere Gottheiten, die mit Schlaf in Zusammenhang stehen, sind mit dem Mohn als Zeichen verbunden: die Nachtgöttin Nyx, der Schlafgott Hypnos als auch Thanatos, der Zwillingsbruder des Todes.

Schlafmohn war immer aus zweierlei Gründen interessant: einerseits wegen des hohen Werts der Mohnsamen als Nahrungsmittel, andererseits wegen des Milchsafts, den man aus den angeritzten Kapseln gewinnt. Das aus diesem Milchsaft gewonnene Opium war seit der Antike ein wichtiger medizinischer Helfer. Die im Opium enthaltenen Alkaloide wie Morphin oder Codein erlaubten dem Menschen eine potente schmerzstillende, betäubende und krampflösende Therapie. Mit dem Missbrauch als Rauschmittel kam es zum Anbauverbot von Schlafmohn in Deutschland. Erst neuere Züchtungen, die keine oder nur geringe Mengen an Alkaloiden enthalten, sind für die Samengewinnung als Nahrungsmittel wieder zugelassen.

Das österreichische Waldviertel, in dem heute abgereicherter Weißmohn zur Ölgewinnung angebaut wird, zählt zu den traditionellen Anbaugebieten. Zusammen mit Böhmen, Mähren, Schlesien und dem österreichischen Mühlviertel gehörte es bis zum Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie zu den wichtigsten Mohnanbaugebieten Europas. Während des 2. Weltkriegs mussten größere landwirtschaftliche Betriebe Schlafmohn zur Schmerzmittelproduktion für die deutsche Wehrmacht produzieren. Die traditionellen Mohnspeisen, die den Speiseplan jeder Familie als Grundnahrungsmittel ergänzte, waren verboten. Die Waldviertler nannten daher die heimlich gebackenen Mohnstrudel scherzhaft Galgenstrudel. Nach 1950 ging der Mohnanbau im Waldviertel stark zurück, erst in den 1980er bis 1990er Jahren entdeckte man ihn als Sonderkultur neu und verwendet seitdem die abgereicherten Sorten.

Mohnanbau zur Nahrungsgewinnung war im Waldviertel traditionell Frauensache. Bis 1950 bauten die Bäuerinnen im Bifang, einem kleinen, meist dreieckigen Feld Mohn für den Eigenbedarf an. Die reifen geschlossenen Mohnkapseln schnitten sie mit einer Sichel oder einem kleinem Messer ab und öffneten zuhause die Kapseln, um die Mohnsamen herausleeren zu können. Mit Windmühlen, durch die seitlich einströmende Luft Verunreinigungen ausbläst, siebten und reinigten sie die Samen von Staub, bevor sie sie in Holzgefäßen, Holzmörsern oder Holznabeln stampften. Aus der Biedermeier-Zeit stammt die Erfindung von Mohnmühlen für diesen letzten Verarbeitungsschritt, die zunächst allein in der Stadt Verwendung fanden.



Die Pflanze anders betrachtet

Es ist wie eine doppelte Geste der Öffnung und Befreiung, wie sich die zu Boden geneigten Blütenkapseln wieder aufrichten, sobald sich die knittrigen Blüten entfalten. Der Weißmohn ist damit ein Sinnbild für den Weg, der dem Neurodermitiker offen steht. Auch er lässt manchmal den Kopf hängen, fühlt sich bedrückt in seiner juckenden, schuppenden und trockenen Haut, die sich rau anfühlt.

Er wünscht sich eine glatte, zarte Haut – gerade so wie die Blüte des Weißmohns.



Die Pflanze in unseren Produkten

Das leicht einziehende Öl des Weißmohns ist enthalten in:



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